In diesem Podcast habe ich Steffi Birk zu Gast und rede mit ihr über ihre Arbeit als Pferdetrainerin und den Frust, den wahrscheinlich jeder Dienstleister in der Pferdebranche manchmal verspürt. Wir sprechen über die Probleme, die in der Arbeit mit Mensch und Tier auftreten können und über mögliche Lösungen, über Kommunikationsansätze und über Steffis spannende Arbeit als Pferdewissenschaftlerin. Viel Spaß beim Reinhören!
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Kristina Birk ist Pferdetrainerin und hat sich dabei auf die Grundausbildung von Pferden und Pferdehaltern für einen partnerschaftlichen Umgang miteinander spezialisiert. Im Fokus steht dabei die Basisarbeit vor dem Reiten und die Arbeit mit Problempferden. Als studierte Pferdekommunikationswissenschaftlerin achtet sie dabei besonders auf eine pferdegerechte Kommunikation und gewaltfreien Umgang. Ihr Wissen teilt sie nicht nur in ihren Trainingseinheiten sondern auch in ihrem Podcast „Pferd erklärt„, in Online-Kursen und auf ihrem Instagram-Kanal.
Gestartet hat Kristina ihren Instagram-Kanal unter dem Namen „Pferdefrust Pferdetraining“. Als Trainerin hat sie es immer wieder selbst mit frustrierten Pferdebesitzern zu tun aber auch ihr ist der eigene Frust mit dem eigenen Pferd wohlbekannt. Obwohl dieser Arbeitstitel durchaus Wiedererkennungswert hatte und sich viele Pferdeleute damit identifizieren konnten, änderte Kristina den Kanalnamen schließlich zu „Pferd erklärt“, um deutlicher die vermittelnde und unterstützende Position einzunehmen. Der Frust aber bleibt auch damit ein Thema. In unserem Gespräch geht es inbesondere um den Frust als Dienstleister in der Pferdewelt, der ganz unterschiedliche Gründe haben kann.
Über den Frust in der Pferdewelt
Wohl jeder Reitlehrer, Therapeut aber auch Hufbearbeiter oder Stallbetreiber kennt das frustrierende Gefühl, wenn ein Kunde um Rat fragt und die gegebenen Ratschläge schließlich nicht eingehalten oder übergangen werden. Ausgearbeitete Pläne werden einfach nicht eingehalten, egal ob für das Training, die Füttetrung, die Bewegung oder die Kommunikation untereinander. Statt sich auf einen Profi und seine Expertise zu verlassen, werden fünf weitere Meinungen eingehalten und sich schließlich die Ansätze herausgepickt, die einem gut in den Kram passen. Über diesen Frust hat Steffi einen sehr schönen Beitrag geschrieben, auf den ich mit einem Insta-Live reagiert habe. Daraus entstand die Idee, sich in einem Podcast intensiver über das Thema auszutauschen und über Kommunikationsansätze und mögliche Lösungen zu sprechen.
Toller Dienstleister sucht tollen Pferdebesitzer
Was kannst du als Dienstleister also tun, um aus dieser Frustspirale herauszukommen oder diesem Frust vorzubeugen? In unserer Branche richtet sich die Expertise des Dienstleisters oftmals direkt an das Pferd. Umso wichtiger ist es, den Besitzer auch mit in das Boot zu holen und auch entsprechend abzuholen. Sobald du als Dienstleister den Stall wieder verlässt, liegt es im Verantwortungsbereich des Besitzers, eure Vorschläge, Pläne ec umzusetzen. Dafür muss der Besitzer aber auch entsprechend vorbereitet, in die Lage versetzt sein und natürlich auch den entsprechenden Umsetzungswillen besitzen. Für Dienstleister in der Branche ist es oft leichter ein Pferd auf einen Blick einschätzen zu können, als einen Menschen. Umso wichtiger ist es, sich auch mit diesem auseinanderzusetzen, im Zweifel Fähigkeiten und Möglichkeiten zu hinterfragen und lieber einmal mehr als zu wenig zu erklären und Hilfestellungen zu geben. Sicher gibt es die absolut Beratungsresistenten und selbsternannten Profis, die immer Alles und Alles besser wissen werden. Doch viele Kunden werden dankbar sein, wenn sie ein bisschen mehr an die Hand genommen und unterstützt werden und das Gefühl bekommen, dass sie auch „dumme“ Nachfragen stellen dürfen. Für solche Fälle eignen sich übrigens oftmals auch Materialsammlungen, die du als Dienstleister im Nachhinein als Reminder und Hilfestellung zur Verfügung stellen kannst. Dazu gehören auch Empfehlungen, die du aussprechen kannst, zum Beispiel für einen Sattler, einen Therapeuten oder Hufbearbeiter. Zeige deinem Kunden dein Interesse an ihm und unterstütze ihn auf seinem guten Weg. Frage nach, ob du noch etwas für ihn tun kannst, ob alles verstanden wurde. Das stärkt auch die langfristige Kundenbindung.
Immer wieder wichtig: Kundenanalyse, um Frust vorzubeugen
Insbesondere, wenn neue Kunden mit einem Problem auf dich als Dienstleister zukommen, wirst du unter Umständen mit Menschen zu tun haben, die mit deiner Art zu arbeiten nicht zurechtkommen (wollen). Wenn ein Kunde ein grundlegend anderes Verständnis von der Arbeit am und mit dem Pferd hat, ist dein Aufwand oftmals umsonst und Frust im Nachhinein vorprogrammiert. Natürlich kannst du auch solchen Kunden Gedanken mitgeben und sie vielleicht sogar zum Umdenken bewegen. Das muss aber nicht dein Anspruch sein!
Formuliere deine Erwartungen
Oftmals kannst du jedoch schon beim ersten Kontakt einschätzen, ob deine Arbeit auf fruchtbaren Boden fällt – oder halt auch nicht. Leichter und frustfreier ist es also, mit Kunden zu arbeiten, die die selbe Sprache sprechen. Dementsprechend wichtig ist also auch der Erstkontakt zum Kunden, deine Transparenz und auch deine Ehrlichkeit. So werden keine falschen Hoffnungen geschürt, die du im Zweifel nicht erfüllen kannst und kannst deinen Verantwortungsbereich abstecken. Frage für dich relevante Dinge im Vornherein ab, um ein entsprechendes Gefühl zu bekommen und eine erste Einschätzung vornehmen zu können. Formuliere direkt aus, was du von deinem Kunden erwartest und was er von dir erwarten kann (zum Beispiel in einem Willkommenspaket). Das klärt die Fronten untereinander und nimmt bereits schon viel Frustrationspotential in der Zusammenarbeit.
Die Kunst der Kommunikation
Um ein Problem mit einem Kunden anzusprechen und souverän auch unangenehme Themen zu vermitteln, empfehle ich dir, dir den „Golden Circle“ von Simon Sinek anzuschauen. Statt mit der Tür ins Haus zu fallen und Beispiel direkt die Reitweise eines Kunden in Frage zu stellen, der dich als Therapeuten immer wieder zu sich ruft, vermittelt man solche Gedanken besser und schonender, wenn man sie anders aufrollt. Frage zum Beispiel, warum du immer wieder gerufen wirst oder es sein könnte, dass es keine Fortschritte gibt. Bringe den Kunden dazu, zusammen mit dir ein Verständnis dafür zu finden, wie ein Problem zu entsteht. Am Ende steht idealerweise eine Änderung und ein Ansatz, die für alle Beteiligten – Kunde, Dienstleister, Pferd – positiv und angenehm sind.