Wie schlimm ist die Corona-Krise für deine Selbstständigkeit in der Pferdebranche?
Ok, jetzt mal kurz Butter bei die Fische. Wie schlimm ist die Corona-Krise für deine Selbstständigkeit in der Pferdebranche? Im folgenden Beitrag teile ich einige meiner Gedankengänge und Dinge, die ich in den Zoom-Meetings zum Thema angesprochen habe. Wie sich die Dinge hierzulande und international entwickeln werden, kann ich natürlich nicht vorhersagen, aber ein paar Grundsätze möchte ich dir hier noch einmal zusammenfassen.
Das größte Problem: Angst & Unsicherheit
Ich habe 3 Arten von Angst festgestellt, die dein Pferdebusiness schon beeinflussen oder beeinflussen werden:
1. Angst vor Ansteckung
Deine Kunden wollen sich nicht anstecken und befürchten wahrscheinlich auch selbst Überträger zu sein und andere Menschen zu gefährden. Diese Angst ist verständlich und nachvollziehbar. Die Empfehlungen zur sozialen Isolation (soweit möglich) kommen ja nicht von ungefähr und sind berechtigt. Das bedeutet für dich natürlich, dass Kunden ihre Termine bei dir absagen werden, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. Wenn du also als praktisch am Pferd arbeitender Selbstständiger unterwegs bist, dann betrifft dich das unmittelbar. Es ist in unser aller Interesse die Epidemie einzugrenzen und dazu beizutragen Corona zu bekämpfen.
2. Angst vor Engpässen (Lebensmittel & Bedarf des täglichen Lebens)
Das Klopapier geht aus (warum nun genau DAS gehamstert wird – keine Ahnung!) und die Menschen sind unsicher, inwieweit Quarantänen und Personalprobleme die Lieferketten beeinträchtigen werden. Deshalb wird gehamstert und Klopapier für die Ewigkeit gehortet. Auch das betrifft dein Business, denn durch die teilweise aufkommende Hysterie und die Verunsicherung verschieben sich die Prioritäten deiner Kunden. So kann es sein, dass deine Kunden Termine absagen, weil sie ihre Ressourcen (Zeit & Geld) erstmal in Einkäufe und Vorräte stecken, die Versorgung der Pferde regeln und planen müssen und einfach keinen Kopf für dich und deine Dienstleistung haben.
3. Angst vor wirtschaftlichen Folgen
Events werden abgesagt, Hotelbuchungen storniert, Reisen werden verschoben oder gecancelt, das produzierende Gewerbe meldet Kurzarbeit an. Die Wirtschaft ist eben ein riesiges, verworrenes Gebilde. Hier haben wir schon die Auswirkungen von Corona gespürt, bevor das hier überhaupt angekommen ist. Deutschland ist eine Exportmacht und gerade die Automobilindustrie ist ein wesentlicher Teil unserer Wirtschaft. Wenn also der Absatzmarkt China strauchelt oder aus Asien keine Bauteile geliefert werden, dann hat das weitreichende Konsequenzen. Wenn beispielsweise der Partner einer Kundin in die Kurzarbeit geht, dann wird die Familie das fehlende Geld ausgleichen wollen, indem an anderen Ecken gespart wird. Wie oben gesagt, sind die Event-, Reise- und Gastrobranche ebenfalls stark betroffen. Anderen Selbstständigen wiederum wird ebenfalls die ein oder andere Buchung abgesagt werden oder sie canceln selbst, um der Empfehlung zur sozialen Isolation nachzukommen. Außerdem kann niemand genau sagen, wie lange der Ausnahmezustand anhalten wird. Somit kann auch niemand wirklich die Tragweite der wirtschaftlichen Folgen abschätzen und so wird die Kaufbereitschaft deutlich zurückgehen.
Wirtschafts-Basics in aller Kürze
Kaufbereitschaft, Weltmarkt, Kaufkraft, Exporte, Absatzmarkt, Lieferketten… Was hat das alles mit deinem Pferdebusiness zu tun? Du als Selbstständiger bist Teil unserer Wirtschaft. Damit betreffen dich ALLE diese wirtschaftlichen Zusammenhänge. Das wichtigste Prinzip zuerst:
Angebot und Nachfrage bestimmen den Markt. Herrscht eine große Nachfrage durch die Kunden (= Nachfrager), dann wird das Angebot der Firmen (= Anbieter) in Anspruch genommen. Um das Angebot der Anbieter zu kaufen, brauchen die Nachfrager Geld (= Zahlungsfähigkeit / Kaufkraft) und die Bereitschaft zum Kauf (= Kaufbereitschaft).
Klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach: Wenn die Nachfrager kein Geld haben oder kein Geld ausgeben wollen, dann sinkt die Nachfrage und das Angebot der Anbieter wird weniger in Anspruch genommen. Für dich wäre das im Zusammenhang mit der Corona Krise der Fall, wenn deine Kunden ihre Prioritäten anders setzen, kein Geld mehr ausgeben wollen oder können oder einfach nicht buchen, um das Ansteckungsrisiko zu verringern.
Sinkt jedoch die Nachfrage, dann wird über kurz oder lang auch das Angebot sinken, weil die Anbieter nicht mehr genug Kunden haben und damit einige (wenige oder viele) aus dem Markt ausscheiden werden (= Schließung oder gar Insolvenz).
Konjuktur & Corona
Die Wirtschaft funktioniert in Zyklen. Diese Zyklen werden nochmals in verschiedenen Arten unterteilt. Es gibt innerhalb eines Jahres saisonale Schwankungen, dann gibt es Wirtschaftszyklen über mehrere Jahre und sehr langfristige Zyklen über 50 Jahre und mehr. (An dieser Stelle gehe ich bewusst nicht tiefer rein.) Als Konjunktur bezeichnet man die gesamtwirtschaftliche Lage. Diese unterteilt sich wiederum in Aufschwungphasen (Expansion oder Prosperität genannt),Hochkonjunktur (Boom), Abschwungphasen (Rezession) und Tiefphasen (Depression). Uns geht es schon ziemlich lange ziemlich gut. Die letzte Depression war ausgelöst durch die Bankenkrise in 2008/2009. Darauf folgte ein Aufschwung und ein ordentlicher Boom. Seit einiger Zeit zeichnet sich ohnehin ein Abschwung, also eine Rezession, ab. Diese Entwicklung war auch schon vor Corona in Gange. Corona beschleunigt das ganze Konjunkturgeschehen und zeigt uns gerade ganz deutlich, wie ein plötzlicher Rückgang der Kaufkraft und der Wirtschaft unser Leben beeinflusst.
Was heißt das für dich?
Ja, Corona ist scheiße. Und ja, wir müssen alles tun, um die Verbreitung zu stoppen bzw. abzuflachen. (#flattenthecurve) ABER! Corona ist nicht der Ursprung allen Übels. Die derzeitige Entwicklung zeigt dir Schwachstellen in deinem Business auf. Wenn alles bei dir darauf ausgelegt ist, dass es weiterläuft wie bisher, dann bist du nicht für eventuelle Einbrüche gewappnet. Das solltest du aber sein. Denn auch ohne Corona: Die nächste Krise kommt bestimmt. Und wenn dein Business das nicht anfangen kann, dann hast du einen (oder mehrere) Fehler gemacht. Klingt großkotzig und gemein, ist aber nur die Wahrheit.
Das Fundament trägt das Gebäude
Stimmt in der Baubranche, trifft beim Pferd zu und lässt sich auch auf dein Business übertragen. Eine Krise wie jetzt mit Corona zeigt dir Schwachstellen in deinem Business auf und bietet dir die Möglichkeit dich und deine Firma weiterzuentwickeln. Nutze diese und geh gestärkt aus der Flaute hervor.
Hilfe für Betroffene
Das hilft dir natürlich jetzt nicht ad hoc. Wenn du selbst tatsächlich positiv getestet wirst und vom Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt wirst, dann kannst du Ausgleichszahlungen beantragen. Dies ist im Gesetz zur Vermeidung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten festgehalten. Wenn du also in einem Risikogebiet warst oder Kontakt mit entsprechenden Personen hattest und dazu nun die Krankheitssymptome auftreten, dann warte nicht einfach nur ab und pflege dich gesund. Denn nur mit offizieller Quarantäne kannst du die Hilfe beantragen. (Angaben ohne Gewähr – informiere dich diesbezüglich bitte weiter!)
Schwierig wird es auf jeden Fall
Ich hoffe und wünsche dir, dass du kein Corona bzw. CoViD-19 bekommst und die Krise wohlbehalten überstehst, ebenso wie deine Familie und deine Liebsten. Das sollte bei allen wirtschaftlichen Bedenken immer die Hauptsache sein. Egal, ob du direkt betroffen bist oder nicht, du wirst in jedem Fall die Auswirkungen in deinem Business zu spüren bekommen. Wegen der Vernetzungen der Wirtschaft und der Gesellschaft kann das gar nicht anders sein. Für den ein oder anderen bieten sich aus der Situation auch Vorteile und positive Möglichkeiten aus, der Großteil spürt jedoch die negativen Einflüsse.
Mein wichtigster Tipp: Denke positiv, schaue über deinen Tellerrand und überlege dir, wie du der Krise proaktiv begegnen kannst.
Alles Gute, Gina